Kaum jemand hat in Deutschland so viele Erfolge im Tischtennis feiern können wie Timo Boll. Er war mehrmals auf dem ersten Platz in der Weltrangliste der Herren, zuletzt in 2018. Durch seine Erfolge ist er vor allem auch in China zu einem Superstar geworden und wenn Touristen heute sagen, dass sie aus Deutschland kommen, dann wird nicht mehr gefragt, ob man einen Fußballer kenne, sondern sehr häufig auf Boll verwiesen.
Der Linkshänder hat seine Stärken nicht nur im Spiel selbst, sondern gilt vor allem als ausgesprochener Taktiker. Er ist auch einer jener Tischtennisspieler, die den Shakehand-Stil anwenden. Dabei wird der Schlägergriff fest mit der Hand umklammert, während der Zeigefinger auf der Schlägeroberfläche ruht. In Asien ist die Penholder-Technik populärer, bei welcher der Schläger wie ein Stift gehalten wird.
Karriere begann schon früh
Timo Boll hat in seinem Leben bislang nichts anderes gemacht, als Tischtennis zu spielen. Er begann schon als Kind – mit vier Jahren – auch wenn er damals kaum über die Platte schauen konnte. Maßgebend beteiligt an seiner Karriere war sein Vater, der den kleinen Timo auch trainierte und ihn 1986 zum TSV 1875 Höchst brachte. In dem Verein lernte Boll die Grundlagen des Sports und auch, an Turnieren und Wettbewerben teilzunehmen. Der damalige hessische Landestrainer Hampl beobachtete das junge Talent und begann ihn zu fördern. Boll wechselte ins Trainingslager nach Pfungstadt und dann zur FTG Frankfurt. Mit diesem Verein spielt er erstmals in der Oberliga, was ihm wiederum weitere Aufmerksamkeit einbrachte. Mehrere Vereine buhlten um ihn, 1995 bekam der TSV Gönnern den Zuschlag. Boll war damals 14 Jahre alt und konnte nicht zum Training nach Gönnern reisen – deshalb musste die komplette Mannschaft ins 170 Kilometer entfernte Höchst ziehen, um mit Boll trainieren zu können.
1995 nahm Boll, der auch seine eigenen Sponsoren hat, an den Europameisterschaften der Schüler teil und gewann drei Goldmedaillen. Zwei Jahre später war er bereits bei den Erwachsenen dabei und absolvierte seine ersten internationalen Auftritte. Den ersten Höhepunkt seiner Karriere erreichte Timo Boll, als er 2002 in die Weltspitze aufstieg und in der Rangliste den bisherigen besten Deutschen Jörg Roßkopf überholte. Im gleichen Jahr wurde er Europameister im Einzel und im Doppel und ein Jahr später schaffte er es das erste Mal, die Weltrangliste anzuführen.
Nach zwei Jahren in der chinesischen Superliga, in der er große Erfolge feiern konnte, kam Boll 2006 nach Dortmund zurück, wo er einen Zweijahresvertrag unterschrieb, der aber mehrmals verlängert wurde und auch heute noch gültig ist. Eine Sonderklausel erlaubt es ihm, nicht an jedem Bundesligaspiel teilnehmen zu müssen.
Wie bei vielen Leistungssportlern gab es auch Rückschläge bei Timo Boll, vor allem verletzungsbedingt. Dennoch konnte er sich immer wieder aufrappeln und sein letztes Comeback 2017 bewies, dass er auch als ältester deutscher Profi noch ganz oben mitspielen kann.